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Wundheilung nach Operation

Operationswunden sind meistens kontrollierte, durch Skalpelle zugefügte Schnittwunden, die bei operativen Eingriffen entstehen. Je nach Größe, Form und Infektionsrisiko der Wunde ist ein individueller Verschluss und gute Wundversorgung nötig, um die Komplikationen gering zu halten und eine schnelle Heilung zu ermöglichen.

Wie heilen (Operations)Wunden?

Zum Verschließen von Defekten im Gewebe nutzt der Körper verschiedene Mechanismen. Die Wundheilungsphasen und Narbenbildung lassen sich wie folgt unterteilen:

  • Exsudationsphase (Entzündung und Resorption): 1. – 4. Tag
  • Proliferative Phase (Granulationsphase): 2. – 16. Tag
  • Regenerationsphase (Epithelialisierung): 5. – 25. Tag

Bei Operationen, aber auch bei komplexen oder tiefen Wunden, kommt es zu Verletzungen der tiefliegenden Hautschichten. Hier kann lediglich eine Reparation der Haut und des Gewebes erfolgen, die immer mit einer Narbenbildung einhergeht. Narbenbildung im Rahmen der Wundheilung bedeutet, dass der Defekt durch Bindegewebe aufgefüllt wird.

Man unterscheidet die primäre von der sekundären Wundheilung. Bei chirurgisch zugefügten, glatten Wundrändern erfolgt der Wundverschluss meistens mit Nähten oder Klammen. Während des Prozesses verschließen sich die Wundränder durch neu gebildetes Bindegewebe (primäre Wundheilung).

Ist das Risiko einer Infektion oder die Wunde zu groß („klaffend“), werden die Ränder der Wunde gereinigt, Fremdkörper entfernt und die Wunde offen behandelt. Vom Wundgrund bildet sich Granulationsgewebe und füllt die Wunde aus (sekundäre Wundheilung).

Wie wird die Wunde postoperativ versorgt?

Ist die Wunde nicht infiziert, wird sie in der Regel unter sterilen Bedingungen vom Arzt bzw. Chirurg am Ende der Operation mit Nähten oder Klammern verschlossen und durch einen Verband abgedeckt. Sterile Wundauflagen und Kompressen schützen die Wunde vor Kontamination mit Bakterien und saugen Wundsekret auf, so dass die Wunde trocken bleibt. Nach großen Operationen werden zusätzlich Wunddrainagen angelegt, um kleinere Flüssigkeitsmengen von Blut und Wundsekret aus dem Körper zu leiten. Diese werden nach einigen Tagen wieder entfernt. Oberflächliche Verletzungen und OP-Wunden z.B. nach medizinischen Biopsien werden meist nicht vernäht, sondern mit einem Pflaster versorgt.

Bis zur Entfernung des Nahtmaterials sollten Verbände und Pflaster alle zwei bis drei Tage – bei starker Verschmutzung oder Durchfeuchtung früher – gewechselt werden. Hier ist auf eine sterile Vorgehensweise zu achten.

Ist die Wunde sehr groß oder hat sie sich (im Heilungsprozess) infiziert, ist eine sekundäre, offene Wundheilung die Therapie der Wahl. Die Wunde wird regelmäßig gereinigt und bestehende Wundinfektionen behandelt. Ein feuchtes Wundmilieu bietet gute Voraussetzungen für die Bildung von Granulationsgewebe. Im Verlauf wird entschieden, ob ein (erneuter) Verschluss der Wunde erfolgen soll.

Wie entstehen Wundheilungsstörungen?

Eine Wundheilungsstörung ist eine nicht phasengerecht heilende Wunde, welche mit Dehiszenz und gegebenenfalls Infektionen einhergeht. Wichtiger Risikofaktor ist eine mangelnde Versorgung des Gewebes mit Blut. Dies kann insbesondere bei Patienten mit verengten Blutgefäßen, also Arteriosklerose (pAVK) und Diabetes mellitus, auftreten. Aber auch bestimmte Medikamente, höheres Alter oder Rauchen können die Wundheilung negativ beeinflussen. Ein schwaches Immunsystem begünstigt Infektionen. Ferner spielen Operationstechniken, verwendetes Nahtmaterial und die Hygienebedingungen eine Rolle.

Um die Gefahr einer Wundheilungsstörung so gering wie nur möglich zu halten, sollten Risikofaktoren vor dem operativen Eingriff bestmöglich optimiert werden!

Heilungsdauer von Operationswunden

Wie lange der Prozess der Heilung und der Wundbehandlung dauert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen, ob es sich um eine primäre oder sekundäre Wundheilung handelt. Zum anderen spielen die oben genannten Risikofaktoren von Wundheilungsstörungen eine wichtige Rolle. Wundheilungsstörungen verzögern die Heilung. Wunden brauchen auch dann länger zum Heilen, wenn sie in Bereiche des Körpers liegen, die viel bewegt oder mechanisch beansprucht werden. Ein Bauchschnitt braucht circa vier bis sechs Wochen bis zur Abheilung.

Fadenentfernung

Die Entfernung der Fäden ist abhängig vom Status der Wundheilung sowie vom Nahtmaterial. Der Arzt oder die Ärztin sagen nach dem Eingriff, wann die Entfernung sinnvoll ist. In der Regel – wenn es sich nicht um selbstresorbierbares Nahtmaterial handelt – werden die Fäden am 10. Bis 14. postoperativen Tag gezogen. Selbiges gilt auch für mit Klammern verschlossene Wunden. In beanspruchten Bereichen des Körpers beispielsweise den Gelenken verbleiben die Fäden etwas länger.

Zeigen sich Anzeichen für eine Infektion wie Schwellung, Rötungen oder Eiter, müssen die Fäden bzw. Klammern unverzüglich entfernt werden.

Komplikationen bei Wundheilung

Es gibt eine Reihe von Komplikationen, bei denen in jedem Fall zeitnah ein Arzt aufgesucht werden sollte.

Nachblutungen sind postoperative, unerwünschte Blutungen, die häufig nicht nach außen treten. Dafür können ein hoher Blutdruck, eine Gerinnungsstörung oder eine unzureichende Blutstillung während des Eingriffs verantwortlich sein. Unter Umständen ist ein erneuter Eingriff erforderlich.

Postoperative Infektionen durch Bakterien treten meistens zwischen dem dritten und fünften Tag auf. Die Entzündung zeigt sich durch die klassischen Symptome wie Schmerzen, Schwellung, Rötung oder Überwärmung. Hierdurch kann es zu Wundheilungsstörungen bis hin zu einer Sepsis kommen.

Ist die Wundheilung beeinträchtigt, können die Wundränder auseinanderklaffen. Man spricht von einer Dehiszenz.

Nekrosen der Wunde entstehen durch eine mangelnde Durchblutung. Neben Hämatomen, zu festen Nähten oder anderen Ursachen, haben vor allem Patientinnen oder Patienten mit Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Arteriosklerose ein erhöhtes Risiko.

In einigen Fällen kommt es während der Heilung zu einer überschießenden Bildung von Narbengewebe. Man spricht von sogenannten Keloiden oder hypertrophen Narben, welche unter Umständen einer medizinischen Behandlung bedürfen.

Pflege von OP-Wunden und Narben

Bis zur Entfernung des Nahtmaterials sollte der Wundverband oder das Pflaster alle zwei bis drei Tage gewechselt werden und dabei auf bestmögliche Hygiene geachtet werden. Ist die Wunde nicht infiziert, ist Duschen und Wasserkontakt in der Regel nach 24 Stunden wieder möglich. Auf Saunagänge, Schwimmen und starke körperliche Belastung sollte je nach Lokalisation der Wunde für einige Wochen verzichtet werden. Die genauen Anweisungen zur Wundpflege sollte jedoch der Arzt geben.

Narben sind empfindlich gegenüber der UV-Strahlung. Um einer Hyperpigmentierung vorzubeugen empfiehlt es sich, ausreichend Sonnenschutz aufzutragen und besonders frische Narben vor Sonnenlicht zu schützen.

Die Kollagenfasern, welche das Narbengewebe bilden, sind besonders zu Beginn aktiv. Es kann hilfreich sein, mittels Narbengelen und -massagen die Elastizität der Haut in diesen Bereichen zu fördern.

 

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